Sonntag, 29. Dezember 2013

10 Fakten… für zukünftige Austauschschüler

Okay, gerade habe ich ein wenig Zeit deshalb dachte ich setze ich meine 10 Fakten - Reihe mal fort. Da unter meinen Lesern bestimmt auch zukünftige Austauschschüler sind, dachte ich wären 10 Fakten über Dinge die ich mir zum Beispiel anders vorgestellt habe ganz hilfreich. Natürlich beruht Alles nur auf meinen Erfahrungen und bei euch kann es ganz anders laufen.

10. Fangen wir mal bei der Gastfamilie an. Selbst wenn man die beste Gastfamilie der Welt hat (also meine haha) dauert es mal mindestens 4 Wochen bis man wirklich in der Familie drin ist. Anfangs traut man sich noch nicht richtig an den Kühlschrank zu gehen und will eigentlich so wenig Aufmerksamkeit wie möglich kriegen, weil die neue Umgebung so ungewohnt ist und man vor allem den Gedanken realisieren muss, dass das für die nächsten Monate dein Zuhause ist. 

9. Es ist nicht cool mit einem Schulbus zur Schule fahren. IST ES EINFACH NICHT! Ich fand es so ca. die ersten zwei Minuten cool, aber der Fakt dass ich um 5:45 aufstehen musste und der Bus um 6:30 kam, da hätte ich dann lieber eine Stunde länger geschlafen wenn ich ehrlich bin. Letztendlich ist es nämlich auch nur ein Bus und auf dem Hinweg zur Schule schlafen eigentlich Alle und auf dem Rückweg finden dann schon Konversationen statt, aber na ja, Smalltalk halt.

8. Ich habe anfangs einen Fehler gemacht. Ich dachte irgendwie viel zu schnell dass jemand mein Freund ist und na ja die Person mich halt mag. Musste dann leider ziemlich schnell feststellen dass das definitiv nicht so ist, vor allem nicht in den USA. Amerikaner sind Meister des Smalltalks und sagen auch öfters schon einmal Dinge die sie eigentlich gar nicht so meinen. Also wenn jemand nach einer Woche zu dir sagt: I love you, you're my best friend forever. Das sollte dann nicht unbedingt so auf die Goldwaage gelegt werden.

7. Achja, als ich am ersten Schultag in meine Klassen kam und mir bei den Vorbereitungsseminaren gesagt wurde: Die werden alle total interessiert sein und wollen unbedingt zeit mit dir verbringen. Nichts da. In keiner meiner Klassen kamen Leute auf mich zu, das Interesse war irgendwo, aber auf jeden fall nicht bei mir! :D Ich habe die ersten Wochen damit verbracht immer wieder von Neuem auf Leute zuzugehen und habe Cross Country auch nur angefangen um Anschluss zu finden - mein tipp ist also wirklich: Geht in Clubs oder macht einen Sport, denn außerhalb des Unterrichts sind Menschen immer offener und VIEL kontaktfreudiger!

6. Bleiben wir direkt beim Sport. Ich habe ja Cross Country gemacht und das war eine der besten Entscheidungen meines Auslandsjahres, denn dadurch habe ich total den Anschluss und viele Freunde gefunden. Bevor ich Cross Country gemacht habe, dachte ich immer nur das wäre halt einfach nur ein bisschen durch die Pampa rennen, aber es ist so viel mehr als das. Ich liebe meine Mannschaft und der Teamspirit ist einfach nur unfassbar! Also mein Appell ist: Wenn ihr laufen mögt (wirklich, für Cross Country MUSS man laufen mögen!), dann macht Cross Country! Das war wirklich der anstrengendste und härteste Sport den ich je gemacht habe und ich glaube ich war noch nie so durchtrainiert. (Ich hatte 7 Mal die Woche Training. 6 Mal 2 einhalb Stunden und einmal 3 einhalb + einmal pro Woche noch ein Rennen) - also das ist kein Kindergarten! :D

5. Wenn euch was nicht passt, dann tut was damit sich Etwas ändert. Die ersten drei Wochen saß ich an einem Lunchtisch mit Mädchen die mich nicht beachtet haben und jegliche Konversationsversuche abgeblockt haben. Nach der dritten Woche dachte ich mir irgendwann, das kann es nicht gewesen sein, so soll mein Auslandsjahr nicht aussehen. Durch einen Zufall und ein bisschen Eigeninitiative habe ich dann den Lunchtisch gewechselt und durch diesen Wechsel habe ich meine besten Freundinnen kennengelernt und seitdem ging es nur Berg auf. Also wenn euch was nicht passt, dann nehmt es selbst in die Hand und wartet nicht bis jemand kommt und das für euch regelt - das wird nämlich nicht passieren.

4. Kommt aus den Puschen. Hört auf zu sagen: Morgen spreche ich Leute an, sondern macht es sofort. Selbst wenn es ein Reinfall ist, es gibt genug andere Leute auf der Schule die man noch ansprechen kann. Ich war ja in einer Junior US History Class und dementsprechend waren alle ein Jahr älter. Außer einem Mädchen habe ich nie wirklich mit Leuten geredet und nach zwei Monaten habe ich dann während einer Gruppenarbeit mal irgendwas gefragt und erzählt dass ich nicht wüsste wie das geht weil ich ja aus Deutschland bin und ich wurde dann nur erstaunt angeguckt. Meine lieben Mitschüler hatten die letzten zwei Monate gedacht ich sei aus Russland hierherzogen haha, ich fand das dann sehr amüsant. Und seit dem Tag mochten mich auf einmal alle viel besser leiden und das Eis war sozusagen gebrochen. Auch wenn man denkt es komme vielleicht komisch rüber, nutzt ruhig euren Austauschschüler-Bonus, ich meine: Wenn nicht jetzt, wann dann?

3. Meine Organisation hat mir gesagt ich sollte höchstens alle zwei Wochen mit meinen Eltern skypen und Emails oder WhatsApp auf das geringste reduzieren, weil man ansonsten zu viel Heimweg bekommt. Ich kann für mich sagen, dass das total Humbug ist. Ich habe jeden Sonntag mit meinen Eltern geskypt und täglich bei WhatsApp mit ihnen geschrieben und beides hat mir eher geholfen KEIN Heimweh zu kriegen. Klar, man sollte es in Maßen halten, aber mich hat das Schreiben mit meiner Familie oder Skypen nie von irgendwas abgelenkt oder abgehalten, also ist es meiner Meinung nach völlig okay. Man kommt da irgendwann in einen ganz guten Rhythmus und findet eine Art Balance.

2. Das geht vor allem an Mädchen: Macht euch nicht so einen großen Kopf um euer Gewicht. Ich habe ja Sport gemacht, aber selbst wenn ihr keinen Sport macht. Lasst eure Angst vor Gewichtszunahme nicht das Probieren all des leckeren Essen kaputtmachen. In den USA gibt es so viel an Essen auszuprobieren und das Meiste ist wirklich lecker! Also vergesst mal die Kalorien und genießt es einfach. Man nimmt das spätestens in Deutschland wieder ab und man bereut es ansonsten, da bin ich mir sicher!

1. Nummer eins ist natürlich die Sprache. Bevor ich in die Staaten gekommen bin dachte ich mein Englisch sei gut, halt durchschnittlich. Ehm nein. Anfangs haben alle so schnell geredet und ich musste (gefühlte) tausendmal fragen ob sie sich wiederholen können, mir fehlten Wörter und in manchen Fächern saß ich da und hab nur die Hälfte verstanden. Ich bin so, dass wenn ich Etwas mache, dann will ich es "perfekt" machen und weil das mit dem Englisch anfangs dann irgendwie nicht so geklappt hat wie ich dachte habe ich dann einfach aufgehört zu reden. :D Also ich habe schon noch geredet, aber es meistens auf das Minimum reduziert. NICHT GUT! Mein Sinneswandel kam dann nach anderthalb Wochen als mein Gastvater meinte: Du musst schon sprechen um dein Englisch zu verbessern. Und damit ist dann der Knoten sozusagen geplatzt (?) - klingt irgendwie komisch. Seitdem habe ich einfach immer geredet und mit der Zeit fehlten mir fast nie mehr Wörter, ich habe angefangen auf Englisch zu denken und sogar zu träumen und seitdem fühle ich mich auch viel wohler. Selbst wenn mal ein Fehler passiert, meistens verbessere ich mich sofort selbst und wenn ich jetzt Leute in den letzten zwei Monaten kennengelernt habe ist manchen sogar gar nicht aufgefallen dass ich Deutsche bin. Mir selbst fällt die Verbesserung natürlich nicht auf, aber sowohl meine Lehrer als auch meine Gastfamilie meinte mein Englisch sei so viel besser geworden und ich sei mittlerweile wie ein amerikanisches Mädchen: Nur am labern. :D Also redet was das Zeug hält, es wird euch niemand erschießen wenn ihr Fehler macht und wie sagt man so schön: Learning by doing!

Ich hoffe der Post hat euch gefallen und es war ein wenig hilfreich für zukünftige Austauschschüler. Auch wenn ein paar Fakten sehr negativ klingen, auch die negativen Dinge sind ein Teil der Erfahrung und bereichern euch. Im Nachhinein machen diese Dinge euch so viel stärker, selbstbewusster und vor allem auch stolz auf einen selbst, dass man es geschafft hat all das zu überwältigen. Also:

Freut euch auf euer Auslandsjahr, aber bleibt realistisch!

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